Der richtige Umgang mit Rückenschmerz

Veröffentlicht am:
18. Mai 2024
Von
Franziska Fries
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Auf dieser Seite
1. Keine Panik!

2. Nicht überstürzt zum Arzt gehen

3. Lass dich nicht abschrecken

4. Nimm den MRT Bericht nicht zu ernst

5. Vertraue keinen Wunderheilmitteln

6. Lebe weiter wie gewohnt

7. Bewegung hilft

8. Kehre zur Arbeit zurück

9. Nicht nur dein Rücken bedarf Aufmerksamkeit

Rückenschmerz ist eine der häufigsten Krankheiten. Fast jeder Mensch ist mindestens einmal in seinem Leben davon betroffen. Trotzdem wird das Problem von vielen falsch verstanden und fehlerhaft behandelt. Dabei ist die Erkrankung in den meisten Fällen ungefährlich.

Im Internet kursieren tausende Ratgeber und schnelle Lösungen und du weißt wahrscheinlich überhaupt nicht, wo du anfangen sollst, nach Informationen zu suchen.

Auch viele meiner Physiotherapie Kollegen sind leider oft nicht auf dem neuesten Stand. Das Ergebnis: du gehst als Dauerpatient seit Jahren in dieselbe Physiopraxis und wenn du ehrlich zu dir bist, haben die wöchentlichen Massagen über lange Sicht bisher nichts gebracht.

Damit ist jetzt Schluss! Ich gebe dir in diesem Beitrag Ratschläge zum Umgang mit Rückenschmerzen, die dir wirklich bei der Krankheitsbewältigung helfen.

1. Keine Panik!

Die Schmerzen sind zwar beängstigend, aber es liegt nur in 1% der Fälle eine schwerwiegende Erkrankung vor. 

Ein großes Missverständnis unserer Gesellschaft ist, dass Schmerzen mit einer Verletzung einhergehen. Der Schmerz dient aber lediglich als Warnsystem, dass etwas im Körper nicht stimmt. Es heißt nicht, dass dein Rücken "kaputt" ist. 

Meistens ist es so, dass die Schmerzen nach 6 bis 8 Wochen wieder verschwinden. Bedauerlicherweise treten sie aber oft wiederholt auf. 

Betrachte es doch einmal so: Die Rückenschmerzen sind jetzt da. Du kannst nicht mit dem Finger schnippen und sie wegzaubern. Nimm es als gegeben hin und verzweifle nicht daran. Denn das es gerade so ist, kannst du nicht ändern. 

Doch du hast es selbst in der Hand, wie du damit umgehst. Hilft es dir, dich in dein Bett zu legen, dich selbst zu bemitleiden und den ganzen Tag die Gedanken um das Problem kreisen zu lassen. Ich denke nicht. 

Akzeptiere, dass es jetzt so ist und überlege dir eine Lösung. Was hilft dir, damit es dir besser geht? Vielleicht weißt du aber noch gar nicht, was genau dir guttut.

Zum Glück habe ich einen Beitrag zum Thema wirksame Therapien. Eine Liste an Behandlungsmöglichkeiten, die wirklich helfen.

Also kein Grund zur Panik! Bleib ruhig und betrachte den Schmerz nicht als Weltuntergang!

2. Nicht überstürzt zum Arzt gehen

Eng verbunden mit dem, was ich dir in Punkt 1 geraten habe, steht unser zweiter wichtiger Punkt im Umgang mit Schmerzen im unteren Rücken. 

Vermeide es trotz starker Symptome direkt bei ersten Anzeichen zum Arzt zu gehen.

Denn bei den meisten Rückenschmerzpatienten kann gar nicht viel gemacht werden. Nach einem kurzen Gespräch wird meistens deutlich, dass es sich nicht um ein strukturelles Problem handelt (spezifischer Rückenschmerz). Und eine Röntgen- oder MRT-Aufnahme ist dann überflüssig. 

Aus meiner Erfahrung führen Arztbesuche und MRT Bilder, die keine Ursache der Symptome identifizieren können, häufig zu Frustration. Man fühlt sich dann nicht optimal behandelt oder als ein besonders schwieriger Fall. 

Dem ist aber nicht so. Der Schmerz kommt nur eben nicht von einer sichtbaren Struktur. Das macht ihn dennoch nicht weniger real. Dem Arzt bleibt dann aber fast nichts anderes übrig, als dir Schmerztabletten zu verschreiben. 

Aber Vorsicht damit. Bedenke immer, dass die Medikamente zwar deine Symptome lindern, aber an der Ursache der Schmerzen nichts verändern. Schmerzmedikamente sollten daher nur in Kombination mit anderen Therapien und nur über einen kurzen Zeitraum angewendet werden.

Solltest du merken, dass dein Arzt wenig auf dich eingeht und dir schnell zu verschiedenen Medikamenten, komisch klingenden Therapien oder gar OPs rät, denk immer daran, dass es auch ok ist, eine zweite Meinung einzuholen!

3. Lass dich nicht von Begrifflichkeiten abschrecken

Im alltäglichen Sprachgebrauch hört man oft von „verrutschen Bandscheiben“, „ausgerenkten Wirbeln“ oder „morschen Knochen“. 

Gelinde gesagt, ist das alles Blödsinn. Selbst den Begriff Bandscheibenvorfall finde ich ziemlich irreführend. Die Bandscheiben verrutschen nicht und fallen nirgendwo hin.

Im Gegenteil! Unsere Wirbelsäule ist ein ziemlich stabiles und starkes Konstrukt. Sie besteht aus hunderten kleinen Bausteinen, die alle zusammen Bewegung ermöglichen und gleichzeitig unglaubliche Stabilität gewährleisten. Ziemlich faszinierend, wie ich finde.

Also ist sie das Gegenteil von dem, was uns all diese Aussagen vermitteln. Wirf also diese Begriffe aus deinem Wortschatz und trau deinem Rücken mehr zu. 

Es gibt keine schädliche Bewegung oder falsche Position, die deiner Wirbelsäule schadet. Sie ist für Bewegung gemacht, also nutze sie auch so. Lerne deiner Wirbelsäule wieder zu vertrauen und lass die Angst hinter dir!

4. Nimm den MRT Bericht nicht zu ernst

Solltest du doch irgendwann zum MRT geschickt werden, nimm das Ergebnis nicht zu ernst. Denn meistens wird dann doch irgendwas gefunden, was nicht mehr ganz so gesund aussieht. Dann hat man auch einen Sündenbock für die Schmerzen.

Dass solche Veränderungen aber normal sind und im Laufe des Lebens und im Prozess der Alterung auftreten, ist ganz normal. Deine Haut ist auch nicht mehr so faltenfrei wie vor zehn Jahren. Warum sollte es deiner Wirbelsäule anders gehen? 

Studien zeigen, dass auch Menschen ohne Beschwerden solche Veränderungen im MRT oder Röntgen zeigen. Das lässt darauf schließen, dass das, was man da auf dem Bild sieht, nicht unbedingt etwas mit deinem Schmerz zu tun hat. 

Was das Ganze aber nach sich zieht, sind viele weitere Tests und Therapien, mit denen das Gesundheitssystem gutes Geld verdienen kann. Also betrachte solche Untersuchungen mit Vernunft und überlege genau, bevor du dem ganzen vielleicht ein bisschen zu viel Bedeutung zukommen lässt.

5. Vertraue keinen Wunderheilmitteln

Mit Gesundheit lässt sich viel Geld verdienen. Gesundheit ist das höchste Gut. Wer würde nicht alles dafür tun? Und schnelle Lösungen erscheinen oft verführerisch. 

Das wissen natürlich die Anbieter von Gesundheitsprodukten auch. Sie werben mit Wundermitteln, die in kürzester Zeit und ohne großen Aufwand deine Probleme der letzten Jahre wegzaubern. 

Dabei gibt es nichts, was es nicht gibt. Ob Tabletten, Cremes, Geräte oder eine ganz besondere Trainingsmethode, alles wird vermarktet.

Ein Wunderheilmittel gibt es aber nicht gegen Rückenschmerzen. Das Problem ist zu komplex und individuell.

Manche dieser Dinge machen den Anschein, sogar zu helfen. Hier sollte man sich allerdings fragen, ob die Symptome nicht einfach innerhalb der mehrwöchigen Anwendung des Produkts von selbst verschwunden sind. 

Lass dich also bitte nicht auf diese Marketingtricks ein. Sie sind nicht nur teuer, sondern du verschwendest auch deine Energie, die du nutzen könntest, um mit wirklich wirksamen Therapien wirklich etwas gegen deine Probleme zu tun.

6. Lebe weiter wie gewohnt

Schmerzen können dich stark einschränken. Jede Bewegung tut weh und du hast keine Lust mehr auf die Dinge, die eigentlich fester Bestandteil deines Alltags sind.

Man geht nicht mehr zur Sportgruppe, lässt den Spaziergang mit Freunden ausfallen und auch die Gartenarbeit scheint überfordernd. 

Doch Studien belegen, dass Bewegung der wichtigste Baustein auf dem Weg zur Genesung ist. Je länger du im Bett liegen bleibst, desto länger wird dich der Schmerz begleiten. 

Natürlich ist es sinnvoll, es in den ersten Tagen nach dem Schmerzereignis langsam angehen zu lassen. Schau, was dir guttut. Und auch wenn manche Bewegungen den Schmerz für einen Moment verstärken, heißt es nicht, dass diese Bewegungen von nun an verboten sind. 

Packe dich nicht zu sehr in Watte, das verstärkt das Problem sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene. Zu viel Vorsicht führt zu Angst und das endet in der Vermeidung von Aktivitäten, die dir eigentlich immer Freude bereitet haben.

7. Bewegung hilft

Du kannst es wahrscheinlich schon nicht mehr hören, aber ich sage es wieder. Bewegung ist das A und O, wenn es um die Behandlung von unspezifischen Rückenschmerzen geht.

Als besonders gut für unsere Rückengesundheit gelten Gehen, Joggen, Schwimmen, Yoga und Pilates.

Doch es gibt nicht die eine Sportart, die für jeden passt. Mich könnte man beispielsweise mit dem Gedanken an einen 5-km-Lauf jagen. Yoga mache ich allerdings sehr gerne. 

So solltest du auch für dich herausfinden, was dir am besten gefällt. Denn das ist der wahre Schlüssel zum Erfolg. Finde eine sportliche Aktivität, die du gerne machst, zu der du dich nicht zwingen musst und die dir ein gutes Körpergefühl gibt. 

Nur dann gelingt es dir nämlich, die Aktivität kontinuierlich beizubehalten. Denn es nützt nichts in der Zeit, in der der Schmerz da ist, etwas aktiver zu werden, um dann direkt wieder damit aufzuhören. 

Durch den Sport kannst du es schaffen, die Wahrscheinlichkeit, dass nochmal Rückenschmerzen auftreten, um etwa die Hälfte zu reduzieren. 

Also sieh dich um. Es gibt unzählige Angebote. Probier einfach Dinge aus und nimm dir Zeit für dich. Dein Rücken wird es dir danken!

8. Kehre so schnell wie möglich zurück zur Arbeit

Das Letzte, was du in so einer Situation willst, ist zurück zur Arbeit. Studien belegen allerdings, dass sich bei längerer Krankschreibung auch die Genesung verzögert.

Die Arbeit gibt uns einen Grund morgens aufzustehen und uns zu bewegen. Sie gibt uns eine Aufgabe und lenkt uns von den Schmerzen ab. 

Falls notwendig, sprich mit deinem Arzt oder Physio über mögliche Änderungen am Arbeitsplatz für eine bessere Rückengesundheit. 

Informiere dich gerne über Ergonomie am Arbeitsplatz. Es gibt einige Dinge, die das Arbeiten beispielsweise im Büro gesünder gestalten können.

Es gibt übrigens keinen Beweis, dass langes Sitzen die Ursache für Rückenschmerzen ist. Trotzdem fühlt sich unser Rücken oft steif an, wenn wir lange in einer Position verharren. Wichtig ist es, die Position oft zu wechseln und einen Ausgleich zu schaffen. Nutze deine Pausen, um Aktivität einzubauen.

9. Nicht nur dein Rücken bedarf Aufmerksamkeit

Zuletzt bedenke auch, dass du nicht nur aus Muskeln und Knochen bestehst. Auch die Psyche spielt eine große Rolle in der Entwicklung von Rückenschmerzen. Es ist also nicht allein der Rücken das Problem. 

Es gibt eine ganze Reihe an Faktoren, die dich und deine Gesundheit beeinflussen.

  • Hoffnungslosigkeit in Bezug auf die Genesung
  • Stress
  • Angst vor Bewegung 
  • Energie- und Antriebslosigkeit
  • Geringe Aktivität
  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Probleme im Beruf 
  • Eheprobleme

Also verschließe dich nicht vor diesen Gedanken. Erforsche, was dich im Inneren beschäftigt. Welche Dinge dir in deinem Leben guttun und was dir eigentlich nur Energie raubt. Falls es dir gelingt, einige dieser Dinge aus deinem Leben zu verbannen, wirst du merken, dass auch die Schmerzen sich damit verabschieden. 

Das waren die 9 Ratschläge, die ich dir mitgeben will. Nimm dir Zeit für dich und schau, wie du bisher mit den Schmerzen umgegangen bist. Behalte bei, was dir geholfen hat und ergänze es gerne um einige der oben genannten Punkte. Stillstand und die Wiederholung immer gleicher Versuche, die bisher nie etwas gebracht haben, werden es auch in Zukunft nicht tun.

Du hast jetzt alles, was du über den richtigen Umgang mit Rückenschmerzen wissen musst.

Falls dir aber noch ein Überblick fehlt, welche Therapien denn nun spezifisch helfen können, habe ich hier einen weiteren Blogbeitrag. Dort gebe ich dir eine Liste an Therapien, die Studien zufolge wirksam sind. Und ich verrate dir, von welchen Therapien du in Zukunft die Finger lassen solltest.

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Franziska
Es begeistert mich, anderen Menschen zu helfen, indem ich wertvolle Tipps aus meiner täglichen Arbeit als Physiotherapeutin weitergebe. Durch den direkten Kontakt mit meinen Patienten erlebe ich hautnah, wie meine Ratschläge positive Veränderungen bewirken.
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