Nackenschmerzen sind eine weit verbreitete Beschwerde, die Menschen jeden Alters und Hintergrunds betrifft. Von gelegentlichen Verspannungen bis hin zu chronischen Schmerzen können die Auswirkungen auf die Lebensqualität erheblich sein.
Doch was sind die Ursachen für diese häufig auftretenden Beschwerden, und wie häufig treten sie tatsächlich auf?
Die Statistiken sind alarmierend: Laut aktuellen Studien leiden weltweit Millionen von Menschen an Nackenschmerzen. In Deutschland beispielsweise betreffen Nackenschmerzen etwa 40% der Bevölkerung und sind eine der häufigsten Ursachen für Arztbesuche und Fehltage am Arbeitsplatz.
Doch warum sind Nackenschmerzen so verbreitet und wie kommt es dazu? In diesem Artikel werde ich dir grundlegende Informationen zum Krankheitsbild geben und dir dann Möglichkeiten zeigen, die dir bei deiner Genesung helfen werden.
Von der Belastung des modernen Lebensstils bis hin zu anatomischen und physiologischen Faktoren werden wir die vielfältigen Aspekte dieses weit verbreiteten Gesundheitsproblems erkunden.
Als Nackenschmerzen oder Genickschmerzen bezeichnen wir in der Regel die Schmerzen, die im Bereich der Halswirbelsäule und im Schulterbereich am oberen Rücken auftreten. Die Schmerzen werden dabei von jedem Patienten anders wahrgenommen. Die meisten meiner Patienten geben es als pochend, ziehend oder stechend an.
Seltener kommt es zusätzlich zu Schmerzen in umliegenden Bereichen. Es besteht eine Wechselwirkung zwischen Kopf- und Nackenschmerzen, welche sich gegenseitig auslösen können. Der Kopfschmerz wird dann als Spannungskopfschmerz bezeichnet und zieht vom Übergang der HWS zum Schädel bis zur Stirn.
Ausstrahlende Schmerzen, Taubheitsgefühl oder Schwäche im Arm deuten auf einen Bandscheibenvorfall in der unteren Halswirbelsäule oder eine Spinalkanalstenose hin. Bei diesen Erkrankungen kommt es zu einer Irritation des Nervs und einer Entzündungsreaktion, welche sich im Versorgungsgebiet des Nervs, also im Arm, bemerkbar machen. Diese neurologischen Symptome treten jedoch nur bei 8% der Nackenschmerzpatienten auf.
Bemerkst du ein Knacken bei Bewegung des Kopfes, ist das allerdings nicht schlimm. Das Phänomen kommt dadurch zustande, dass die Gelenkkapsel bei ruckartiger Bewegung gedehnt wird. Im Inneren der Kapsel entsteht ein Vakuum, das bei Bewegung platzt. Das Platzen macht sich mit dem Knackgeräusch bemerkbar, ist aber absolut unbedenklich.
Woher kommen aber die Schmerzen?
Genau wie bei den Schmerzen im unteren Rücken wird auch hier in der Medizin eine grundlegende Unterteilung vorgenommen. Und zwar in spezifische und unspezifische Nackenschmerzen. Abhängig davon kann eine Aussage über den Verlauf der Beschwerden getroffen und die richtige Behandlung eingeleitet werden.
Aber erst mal klären wir die Begrifflichkeiten:
Bei spezifischen Nackenschmerzen liegt eine konkrete Ursache für die Schmerzen vor. Das heißt, eine bestimmte Struktur im Bereich der Halswirbelsäule ist verantwortlich für den Schmerz.
Dazu gehören folgende Erkrankungen:
Diese Erkrankungen erfordern eine Abklärung durch einen Arzt. Es ist wichtig hier nicht lange zu zögern und schnellstmöglich eine Therapie einzuleiten, um größere Schäden zu vermeiden.
Aber wie erkenne ich, dass meine Nackenschmerzen vielleicht nicht nur durch Verspannungen ausgelöst werden? Es gibt einige Hinweise, die auf eine ernste Erkrankung der Halswirbelsäule hinweisen.
Sollte also eines der folgenden Dinge auf dich zutreffen, ist es ratsam einen Orthopäden aufzusuchen:
Aber keine Panik! Viel häufiger ist es, dass die Schmerzen keine eindeutige Ursache haben. Man spricht dann von unspezifischen Nackenschmerzen.
Der Schmerzauslöser ist hier meistens die verspannte Muskulatur im Schulter-Nackenbereich. Als Hauptverdächtiger gilt hier unser Kapuzenmuskel oder Musculus Trapezius. Er erstreckt sich von den Schultern bis hoch an den Kopf und zieht noch weit nach unten zur Brustwirbelsäule.
Häufige Auslöser für Verspannungen sind Stress, Bewegungsmangel, Depression oder Übergewicht. Vor allem das lange Verbleiben in einer Position führt dabei zu Schmerzen.
Im Alltag sitzen wir oft nicht kerzengerade da. Das ist auch im Grunde nichts Schlimmes. Nur führt eine gebeugte Haltung auch zu einer Überstreckung des Kopfes, was einen ungünstigen Einfluss auf unsere Schulter-Nacken-Muskulatur hat.
Auf Dauer kommt es zu einer Überlastung der Muskulatur, die den Kopf gerade halten muss und die vordere Halsmuskulatur wird zunehmend schwach. Damit haben wir zusätzlich zu der ungünstigen Belastung der Muskulatur auch noch eine monotone und somit schädliche Stellung der Wirbelgelenke und Bandscheiben in der Halswirbelsäule.
Wechselst du oft die Position und verweilst nicht zu lange in dieser entspannten Haltung, kannst du Schmerzen vorbeugen.
Als erster Ansprechpartner bei Nackenschmerzen gilt ihr Hausarzt. Mit Hilfe von Physiotherapie und dem kurzen Einsatz von schmerzlindernden Medikamenten kann oft schon in kurzer Zeit eine Verbesserung erreicht werden.
Nur falls die Schmerzen trotz durchgeführter Therapie weiterhin anhalten oder sich verschlechtern, ist ein Besuch beim Orthopäden notwendig. Ein Röntgen oder MRT muss dann aber auch noch nicht zwingend durchgeführt werden. Denn wie oben erklärt, ist ja meistens gar keine Struktur für den Schmerz verantwortlich. Man wird also auf den Bildern den Schmerzauslöser nicht finden können.
Veränderungen in den bildgebenden Verfahren werden mit zunehmendem Alter häufiger. Studien belegen allerdings, dass auch beschwerdefreie Personen Veränderungen aufweisen. Das lässt uns zu dem Schluss kommen, dass das, was man auf dem Bild sieht, nicht allein als Auslöser für den Schmerz gelten kann.
Im Gegenteil fördert das Bild einer abgenutzten, verschlissenen Halswirbelsäule eine negative Assoziation im Umgang mit Nackenschmerzen. Betroffene gehen von einer Schwäche des Körpers aus, die unumkehrbar ist. Es handelt sich allerdings lediglich um eine ganz natürliche Alterserscheinung, wie die Falten unserer Haut.
Also sind solche Untersuchungen in 90% der Fälle völlig überflüssig. Unumgänglich werden Röntgen und MRT jedoch, wenn neurologische Symptome wie Muskelschwäche, Gefühlsstörungen oder Schmerzen im Arm auftreten oder wenn die Schmerzen nach einem Sturz oder Unfall auftreten.
Die Studienlage zur Behandlung von unspezifischen Nackenschmerzen ist noch sehr begrenzt. Die Therapie sollte daher immer individuell auf dich zugeschnitten sein.
Grundlegend gilt, dass eine kurze Schmerzepisode erst einmal gar keiner speziellen Behandlung bedarf. Hier bist du selbst am Zug.
Probiere Folgendes, bevor du überstürzt einen Arzt aufsuchst:
Sollten die Schmerzen jedoch über einen längeren Zeitraum anhalten, wird in den meisten Fällen Physiotherapie verordnet.
Die Therapie sollte aus folgenden Bausteinen bestehen:
Die Prognose ist günstig. Selbst nach einer intensiven Schmerzepisode tritt meist schon innerhalb der ersten Wochen eine deutliche Besserung der Symptomatik auf.
Verzichten kannst du bei der Behandlung auf passive Therapien wie Lasertherapie, Elektrotherapie und Traktion. Injektionstherapien in Form von Spritzen sollten auch nicht eingesetzt werden. Für die Wirksamkeit dieser Therapiemethoden gibt es nämlich keinen Nachweis.
Bei der Therapie von spezifischen Nackenschmerzen kommt es ganz auf die Diagnose an. Auch hier sollte allerdings in der Mehrzahl der Fälle erst einmal zur konservativen Therapie gegriffen werden. Eine Operation ist nur selten die beste Lösung und sollte immer gut abgewogen werden.
Das heißt zusammengefasst: Gute Nachricht! Wie du in diesem Artikel feststellen konntest, sind Schmerzen im Nackenbereich nur selten schwerwiegende Erkrankungen.
Die Ursachen sind oft gut zu behandeln und eine Chronifizierung des Schmerzes kann mit einfachen Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit und Kraft entgegengewirkt werden.
Unser Nacken ist genau wie der Rest unserer Wirbelsäule sehr stark und bedarf einfach nur ein wenig mehr Aufmerksamkeit. Die Schmerzen, die oft nur als Warnsignal unseres Körpers zu deuten sind, solltest du ernst nehmen und analysieren, was Auslöser deiner Schmerzen sein könnten.
Kleine Veränderungen im Alltag, mehr Entspannungsübungen gepaart mit mehr körperlicher Aktivität sind in den meisten Fällen der Schlüssel zum Erfolg.