Da draußen schwirren unglaublich viele verschiedene Therapiemethoden umher.
Du hörst Dinge von Freunden und Kollegen, liest Sachen im Internet oder Zeitschriften und hast gar keinen Überblick mehr?
Dann wird dir der folgende Beitrag Klarheit verschaffen. Ich habe dir hier die offiziellen Leitlinien zur Behandlung von unspezifischen Schmerzen im unteren Rücken zusammengefasst. Diese wurden von einem speziellen Expertenteam erstellt und basieren auf einer Vielzahl von Studien.
Hier bekommst du den Inhalt kurz und verständlich zusammengefasst und weißt danach, welche Therapien du in betracht ziehen solltest und wo man besser die Finger weg lässt.
Ich beginne mit einer Liste von Therapien, die in der Leitlinie zur Behandlung von unspezifischen Schmerzen im unteren Rücken empfohlen werden:
Körperliche Aktivität gilt als das Mittel der Wahl. Besonders wichtig ist es, normale Aktivitäten wie Haushalt, Einkäufe und Sport so gewohnt wie möglich weiterzuführen. Das Training sollte dabei angepasst an die aktuelle Leistungsfähigkeit gestaltet werden. Das heißt, übernimm dich auch nicht und greife im Akutfall auf rückenschonende Sportarten wie Gehen, Schwimmen, Radfahren oder Yoga zurück.
Rückenschulen, Rehabilitationssport und Trainingsgruppen werden vor allem bei wiederkehrenden Schmerzen empfohlen. Sport in Gruppen macht mehr Spaß und gibt dir eine Kontinuität und eine gewisse Verpflichtung zur Teilnahme. Und Beständigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg.
Zudem wird in solchen Angeboten Wissen zum Umgang mit Rückenschmerzen und Verhaltensempfehlungen vermittelt. Aber Achtung! Auch hier gibt es erhebliche Schwankungen in der Qualität solcher Kursangebote. Informiere dich vorab über die Qualifikation des Trainers und über die genauen Inhalte des Kurses.
Angebote, die durch zertifizierte Rückenschullehrer, Physiotherapeuten oder Sportwissenschaftler angeboten werden, sind beispielsweise vertrauenswürdiger als ein einfacher Kurs zur Wirbelsäulengymnastik an der Volkshochschule. Ich habe meine Qualifikation bei der Konföderation der deutsche Rückenschulen erworben und zudem eine Zulassung der Zentralen Prüfstelle Prävention. Bei einem seriösen Kursanbieter sollten die Qualifikationen immer ersichtlich sein.
Wenn der Schmerz unerträglich wird, gibt es oft keinen Weg vorbei an Schmerzmitteln. Einige nehmen nur ungern Medikamente. Doch da Bewegung bei der Genesung unverzichtbar ist, brauchen wir manchmal einfach die unterstützende Wirkung.
Allerdings beheben sie nicht die Ursache der Schmerzen. Und das ist, finde ich, ein wichtiger Punkt. Es bringt nichts, über Wochen hinweg eine Pille nach der anderen zu schlucken, bis der Schmerz abebbt. Denn dann hast du nichts geändert und es ist nur eine Frage der Zeit, wann deine nächste Schmerzepisode auftritt.
Allerdings können nach Absprache mit deinem Arzt Schmerzmittel helfen, wieder aktiver zu werden. Geeignete Schmerzmittel sind Diclofenac, Ibuprofen und Naproxem. Auf welche Medikamente du besser verzichten solltest, erkläre ich dir weiter unten.
Diese Entspannungstechnik wird vor allem bei chronischen Rückenschmerzen als effektives Mittel zur Stressreduktion angesehen. Es hilft dir, deine Gedanken vom Schmerz abzulenken und deine Anspannung zu lösen.
Bei der Methode wird durch einen Wechsel von gezielter An- und Entspannung bestimmter Muskelgruppen eine beruhigende Wirkung auf den gesamten Körper erzielt. Und die Anwendung ist denkbar einfach. Nimm dir jeden Tag 30min Zeit für dich. Gerne auch vor dem Einschlafen, wo es ohnehin wichtig ist, den Körper und Geist zu entspannen.
Suche dazu einfach auf Youtube nach Progressiver Muskelrelaxation nach Jacobson. Es gibt zahlreiche Anbieter. Suche einfach nach einem Beitrag, bei dem du mal so richtig abschalten kannst und gönn dir ein bisschen Ruhe und Erholung.
Den Zusammenhang von Psyche und Rückenschmerzen habe ich nun schon mehrfach erklärt. Daher wird es dich hoffentlich nicht erstaunen, wenn ich dir sage, dass auch Verhaltenstherapie als wichtiger Baustein bei der Behandlung von vor allem chronischen Schmerzen gilt.
Die Gesprächstherapie zielt darauf ab, die Einstellung zu Schmerzen zu ändern und den Umgang mit Schmerzen zu verbessern. Falls du bisher noch nichts vom Zusammenhang zwischen Schmerz und Psyche gehört hast, lies gerne meinen Artikel zum Thema Ursprung von Rückenschmerzen.
Manuelle Therapie wird häufig vom Arzt zur Behandlung eingesetzt. Es ist eine Art der Therapie, die meist vom Physiotherapeut umgesetzt wird. Du kennst es vielleicht als eine Art Einrenken. Den Begriff finde ich allerdings irreführend, da Gelenke nicht wirklich ausgerenkt sein können.
Was wirklich passiert ist, dass der Therapeut mit seinen Händen Reize direkt auf das Gelenk gibt, um die Beweglichkeit zu verbessern. Das hat oft eine kurze, schmerzlindernde Wirkung. Allerdings sollte manuelle Therapie nur im Zusammenhang mit einem Training durchgeführt werden.
Du kannst dir vorstellen, dass wenn sich ansonsten an deiner Haltung und muskulären Stabilität der Wirbelsäule nichts verändert, du schnell wieder mit denselben Problemen kämpfen wirst. Merke dir, wenn du eine ganze Einheit beim Physiotherapeuten nur auf der Behandlungsbank liegst, läuft etwas nicht richtig!
Eine Analyse der Gegebenheiten am Arbeitsplatz ist ein wichtiger Bestandteil in der Therapie von Rückenschmerzen. Die meisten von uns verbringen ca. die Hälfte ihres Tages an dem Ort. Da lohnt es sich zu schauen, wo mögliche Störfaktoren für deinen Rücken liegen können.
Wichtig ist es, diese zu erkennen und Lösungen zu entwickeln. Wende dich an deinen Arbeitgeber. Dieser ist dazu verpflichtet, dir geeignete Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen. Ein überzeugendes Argument ist hier deine Arbeitsfähigkeit. Denn dem Arbeitgeber nutzt ein kranker Arbeitnehmer nicht viel.
Wichtig sind vor allem Möglichkeiten, die Position oft zu wechseln (sitzender und stehender Arbeitsplatz) und ergonomisch eingerichtete Arbeitsplätze.
Damit ist gemeint, dass Betroffene mehr über ihre Erkrankung erfahren sollten. Das Wissen über den Aufbau der Wirbelsäule, ihre Funktion, Ursachen und Risikofaktoren für Rückenschmerzen sowie der richtige Umgang mit ihnen, helfen enorm bei der Krankheitsverarbeitung. Also scheu dich nicht, deinen Arzt oder Physiotherapeuten mit Fragen zu bombardieren.
Darunter fallen:
Die Wirkung von beidem konnte nicht eindeutig von Studien belegt werden. Es spricht dennoch nichts dagegen, die Thermotherapie zu Hause unterstützend anzuwenden. Probiere einfach aus, was dir guttut!
Bei der Akupunktur wird mit dem Einstechen von Nadeln an bestimmten Körperstellen versucht, einen Einfluss auf das Schmerzempfinden zu nehmen. Es gibt keine guten Belege über die Wirksamkeit dieser Therapiemethode. Aufgrund der geringen Risiken kann es allerdings ergänzend zu anderen Therapien eingesetzt werden.
Jetzt wo wir geklärt haben, was hilft, musst du nur noch erfahren, welche Therapien keinen Mehrwert bei deiner Genesung bieten. Diese Therapien sind zwar meistens nicht schädlich, aber es ist so, dass sie eben auch nicht nützlich sind. Verschwende also nicht Geld, Zeit und Energie mit wirkungslosen Behandlungen.
Früher das Mittel der Wahl, aber heute absolut verboten bei Rückenschmerzen. Studien belegen, dass das Schonverhalten die Heilung hinauszögert und die Schmerzen sogar noch verstärken kann. Außerdem bauen sich deine Muskeln bei Inaktivität schneller ab, als du vielleicht vermuten würdest.
Eine Massage ist immer angenehm und nimmt dir auch vielleicht kurz den Schmerz. Mit bestimmten Griffen kann bei der Therapie Reize auf Haut, Unterhaut, Muskeln und Sehnen ausüben. Damit wirkt es auch auf Nerven, Lymph- und Blutgefäße. Die entspannende Wirkung ist jedoch nicht von Dauer und fördert ein passives Verhalten im Umgang mit dem Schmerz. Daher sollte es nicht angewendet werden.
Auch als Orthesen bezeichnet, kennst du sie wahrscheinlich am ehesten als Korsett ähnliche Stütze, die am unteren Rücken angebracht wird. Eine positive Wirkung konnte den Hilfsmitteln nicht nachgewiesen werden. Zudem schränkt es die Beweglichkeit ein und ersetzt die Arbeit, die sonst von der Muskulatur übernommen wird.
Mittlerweile hat fast jeder die bunten Klebestreifen schonmal gesehen, die man als Kinesio Tape bezeichnet. Es sind elastische, selbstklebende Bänder die zur Entlastung der Muskulatur beitragen sollen.
Sie werden einfach auf der Haut angebracht und können an der Stelle den Schmerz lindern und zur Entspannung führen. Der Wirkmechanismus ist bis heute nicht genau nachgewiesen und so wird auch keine Empfehlung bei der Behandlung von unspezifischen Rückenschmerzen gegeben.
Dennoch arbeite ich manchmal gerne mit den bunten Tapes. Denn es ist ganz individuell, wie meine Patienten darauf reagieren. Manche fühlen sich damit etwas stabiler und der leichte Druck lindert die Symptome. Andere spüren keinen Unterschied. Die Anschaffung ist günstig und die Anwendung nicht besonders schwer. Also probier es doch einfach mal aus.
Elektrotherapie ist ein Heilmittel, das zwar schon etwas aus der Mode geraten ist, aber noch häufig eingesetzt wird. Dabei gibt es 3 unterschiedliche Methoden, die meist in Physiotherapiepraxen zusätzlich zur Krankengymnastik oder Manuellen Therapie durchgeführt werden.
Ich habe sie hier ganz kurz für dich erklärt, damit du die Begriffe zuordnen kannst, falls sie dir mal über den Weg laufen sollten.
1.TENS = transkutane elektrische Nervenstimulation: über aufgeklebte Elektroden an der schmerzhaften Stelle, wird über die Haut ein Reiz abgegeben
2.PENS = Perkutane elektrische Nervenstimulation: der elektrische Strom wird über Nadeln, die ähnlich wie bei der Akupunktur in der Haut platziert werden übertragen
3.Interferenzstrom funktioniert ähnlich wie TENS, arbeitet jedoch mit weitaus höheren Frequenzen und dringt tiefer ins Gewebe ein
Die Studienlage zu allen dreien ist sehr schlecht. Da aber alle passive Therapiemethoden sind, sollten sie nicht mehr zur Behandlung von Rückenschmerzen eingesetzt werden.
Sie haben alle zwei Dinge gemeinsam: sie sind passiv und ihre Wirksamkeit konnte nicht bewiesen werden. Das heißt, die Anwendung ist nicht nur oft ziemlich kostspielig, sondern auch nicht empfehlenswert. Spar dir also Zeit und Geld und konzentriere dich auf Dinge, die wirklich helfen.
Hier wird die betroffene Körperregion mit elektromagnetischer Strahlung behandelt. Die entstehende Wärme soll gegen die Schmerzen helfen.
Mit Laserstrahlen wird der schmerzende Bereich behandelt.
Die Behandlung erfolgt über Magnetfelder.
Ultraschall kennst du wahrscheinlich eher aus dem Bereich der Diagnostik. Aber im medizinischen Bereich wird es nicht nur zur Bildgebung verwendet, sondern kann auch therapeutisch eingesetzt werden.
Paracetamol, Flupirtin:
Muskelrelaxanzien:
Gabapentin, Pregabalin:
Schmerzmedikamente können jedoch nicht nur in Tablettenform verabreicht werden. Es besteht zudem die Möglichkeit, mit Spritzen den Wirkstoff direkt an die betroffene Stelle zu geben.
Die Leitlinie zur Behandlung von unspezifischen Rückenschmerzen empfiehlt dies jedoch nicht. Denn die Wirksamkeit konnte zum einen nicht nachgewiesen werden und zum anderen birgt diese Methode ein hohes Risiko. Die Einnahme von Tabletten ist in diesem Fall einfach zu bevorzugen.
Auf folgende Therapien kannst du also auch getrost verzichten:
Jetzt hast du einen Überblick, was es alles an Therapien gibt. Wohin du dich orientieren solltest und was du getrost bleiben lassen kannst.
Lass mich das alles nochmal für dich zusammenfassen:
Bei der Bewältigung von Rückenschmerzen ist es von großer Bedeutung, auf evidenzbasierte Ansätze zu vertrauen, die auf fundierten Studien beruhen.
Doch ebenso wichtig ist es, individuelle Lösungen zu finden, die zu unserem eigenen Körper passen und langfristige Wirkung erzielen.
Der Schlüssel dazu liegt in der sorgfältigen Abwägung verschiedener Therapieoptionen. Ziehe dazu in Zukunft die obige Liste zu rate und sprich mit Fachleuten, wenn du noch Fragen hast oder dir unsicher bist.
Denn letztendlich geht es darum, den Weg zu finden, der dir persönlich am besten hilft, damit du jeden Tag mit weniger Schmerzen und mehr Lebensfreude genießen kannst.
Also geh los und finde Wege, um dich besser zu fühlen – du verdienst es!